Es ist die Verbundenheit zum Stadtteil, die an diesem frühen Morgen Vertreter der DIRINGER & SCHEIDEL (D&S) Unternehmensgruppe und der BIG Lindenhof im Lanz Park zusammenführte, um dem Lindenhof gemeinsam ein historisches Kleinod zurückzugeben. Für die Bergung und Versetzung der bei städtischen Baumpflanzungsarbeiten im vergangenen Jahr aufgetauchten, historischen Pflanzbeckens hatten sich Wolf Engelen und Klaus-Dieter Kähler auf die Suche nach einem Sponsor gemacht. Das Bassin aus Kunststein stammt vom Beginn des 20. Jahrhunderts, weist einen Durchmesser von ca. 3 Metern auf. Es sollte freigelegt und an einen neuen Platz im Lanz Park gesetzt werden. Wolf Engelen nahm deshalb Kontakt mit dem technischen Geschäftsführer der DIRINGER & SCHEIDEL Wohn- und Gewerbebau GmbH, Eberhard Klass, auf. Dieser konnte ihm nach interner Abstimmung mit dem Management Board der eigentümergeführten Unternehmensgruppe mitteilen, dass D&S die Kosten und die Durchführung der rund 10.000 Euro teuren Bergung und Versetzung des Beckens  übernimmt. Hierzu der geschäftsführende D&S-Gesellschafter Heinz Scheidel: „Wir sind dem Lindenhof als Unternehmerfamilie auch persönlich seit Jahrzehnten eng verbunden. In den vergangenen Jahren haben wir bereits Initiativen der BIG Lindenhof unterstützt, zum Beispiel seit seinem Bestehen das jährliche Lanz-Park-Fest aber auch die Neugestaltung des Meeräckerplatzes. Und wir haben auch bei dieser, im sprichwörtlichen Sinne schweren Aufgabe gerne unsere Unterstützung zugesagt.“ Das mit Blütenornamenten im Zeichen des Jugendstils reich verzierte, rund angelegte Bassin ist mit ca. 7 Tonnen ein historisches Schwergewicht und weist an einer Seite größere Schäden und Risse auf, was ein äußerst vorsichtiges Agieren des D&S-Bauteams notwendig machte. Paul Blickensdörfer, Bereichsleiter Hochbau bei D&S, kümmerte sich im Vorfeld mit Polier René Simon um die fachliche Planung und Organisation der insgesamt 5-tägigen Maßnahme, die einen Autokran erforderte. Der Schwertransport ist auch eine Herausforderung für den Lanz Park als Grünfläche. Das D&S-Team hatte deshalb im Park für einen standfesten Untergrund gesorgt. In den  Tagen davor wurde das Becken von René Simon und seinem Team Stück für Stück freigelegt und dann vorsichtig mit zwei Stahlträgerschienen unterfangen, um es möglichst schadlos zu transportieren. Wolf Engelen und Klaus-Dieter Kähler von der BIG Lindenhof hatten sich parallel zu den D&S-Vorbereitungen um die Genehmigung der Maßnahme seitens der Stadt Mannheim sowie um den neuen Standort für das Becken gekümmert. Gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der BIG wurde eine tragfähige und liebevoll mit historischen Steinen eingefasste Fläche auf der Rückseite der Lanz Kapelle angelegt. Dort findet das schöne Bassin im Halbschatten eines Baumes einen würdigen Platz. Zuvor war heute noch einmal Fingerspitzengefühl von D&S-Team und Kranführer gefordert: Zentimeter für Zentimeter musste das auf den Stahlträgern gelagerte Bassin behutsam angehoben werden und schwebte im Anschluss am Ausleger des Autokrans seinem neuen Bestimmungsort entgegen. Dort wurde es vom D&S-Bauteam schließlich langsam und vorsichtig abgelassen. Ein von der BIG-Lindenhof aufgestelltes Schild verweist Besucher des Lanz Parks künftig auf die Historie des Beckens.  Bis Ende dieser Woche wird das D&S-Team die Fundgrube wieder auffüllen und den Erdboden wieder begradigen.

Vieles spricht für eine „Seerosenschale“ 
Das heute umgesiedelte Becken ist aus Sicht von Denkmalschützern und Historikern eine echte Rarität aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Es stand im Garten des einstigen Heinrich-Lanz-Krankenhauses, erläutert Wolf Engelen: „Die Mäzenin Julia Lanz entsprach mit dem Bau des Krankenhauses nebst Lanz Kapelle dem Wunsch ihres verstorbenen Mannes ‚wohl zu tun‘ und benannte es nach Heinrich Lanz. Sie ließ die für ihre Zeit hochmoderne und allen Menschen zugängliche Klinik aus Stiftungsgeldern des Unternehmerehepaares in den Jahren 1905/1907 errichten. Ein Gartenbereich mit einem Pavillon komplettierte die Anlage.“ Julia Lanz war eine außergewöhnliche Frau ihrer Zeit. Sie stand mit beiden Beinen fest im Geschäftsleben und an der Seite ihres Mannes Heinrich Lanz, dem Gründer und Inhaber der Lanz‘schen Fabrik, dessen Nachfolgeunternehmen, die Heinrich Lanz AG, 1956 von John Deere übernommen wurde. Das Krankenhaus war ihre Idee. Sie holte renommierte Ärzte, eine überkonfessionelle Schwesternschar sowie Köche, Hauswirtschafterinnen und Techniker ins Heinrich-Lanz-Krankenhaus, dessen Verwaltung sie noch viele Jahre leitete. „Eine Darstellung der Lanz‘schen Fabrik von 1909 ist im Besitz der BIG-Lindenhof und in unserer Lanz Kapelle zu sehen. Sie zeigt auch das Krankenhaus nebst Kapelle und einen Gartenbereich mit einem Pavillon, neben dem ein rundes Becken erkennbar ist. Es ist historisch naheliegend, dass wir dieses Becken nun geborgen haben. Es dürfte nur ca. 100 Meter von seinem heutigen Fundort entfernt seinen Platz gehabt und dort als Seerosenschale nicht nur das Klinikpersonal sondern auch die Patienten erfreut haben“, nimmt Wolf Engelen an. Dafür sprechen nicht nur das von Historikern bestimmte Alter der Schale und ihre Darstellung auf der Abbildung von 1909 sondern auch die grazilen Blütenornamente entlang der Beckenseiten. Auch wenn zu diesem Kleinod noch Fragen bestehen, Wolf Engelen und Klaus-Dieter Kähler freuen sich sehr über den historischen Zuwachs im Lanz Park: „Die Lanz Kapelle, ein Teil der ebenfalls seinerzeit von Julia Lanz in Form eines Rondells angelegten Mauer und die ‚Seerosenschale‘ sind nun hier im Park vereint. Wir können damit das Vermächtnis des Ehepaares und auch ihr wohltätiges Wirken für nachfolgende Generationen sichtbar machen und weitergeben. Wir danken Diringer & Scheidel an dieser Stelle herzlich für ihre Unterstützung.“ 

Die Idee von Julia Lanz wirkt darüber hinaus auf wundersame Weise auch an jenem Standort fort, wo heute anstelle des Krankenhauses das Stadtquartier am LANZGARTEN steht. Es wurde seinerzeit von D&S realisiert und wird bis heute von der Gruppe nicht nur verwalterisch und technisch betreut: Neben klassischen und Senioren-Service-Wohnungen und einem Gesundheitszentrum entstand hier das erste Pflegeheim der D&S-Tochtergesellschaft avendi Senioren GmbH in Mannheim. Die gesamte Anlage mit ihrem großen Garten, der direkt an den Lanz Park anschließt, erfreut sich bei Bewohnern wie Besuchern großer Beliebtheit, und seit 2003 kümmern sich dort engagierte avendi-Mitarbeiter auch um kranke und pflegebedürftige Menschen.  

INFO der BIG Lindenhof
Bereits in unrestauriertem Zustand ist die „Seerosenschale“ eine Augenweide. Für ihre Instandsetzung müssen nun Fachleute Hand anlegen. Spenden für ihre Restaurierung nimmt die BIG-Lindenhof e.V. gerne entgegen!     Stichwort „Seerosenschale“, Kontonummer  DE41 6705 0505 0030 1831 42

Julias Seerosenschale ist wieder auferstanden 
Am 29.6.2020 bat der Stadtbaum-Service Mannheim BIG-Gründungsmitglied Wolf Engelen um Hilfe bei der Identifizierung eines Objektes, welches bei der versuchten Pflanzung eines Baumes im Wege war. Bei dem tief im Boden liegenden, teilweise freigelegten Objekt, war eine Kunststeinschale von ca. 3 Metern Durchmesser mit floralen Motiven an den Seitenwänden zu erkennen, welche auf einer Seite beschädigt war. Wolf Engelen fiel zuerst auf, dass das Material und die Motive einen Zusammenhang mit einer in der Nähe stehenden, bereits geborgenen historischen Mauer wahrscheinlich machten, die von ihm der ehemaligen Bebauung des alten Lanz Krankenhauses Anfang des 20. Jahrhunderts zugeordnet werden konnte. Seiner Bitte um Zeit zur präzisen Klärung der Fakten und dem weiteren Vorgehen wurde von der Stadt Mannheim entsprochen. 
Bel einem Termin mit der Oberkonservatorin des Landesdenkmalamtes Frau Dr.Ute Fahrbach - Dreher und der Stadtkonservatorin des Fachbereiches Baurecht, Bauverwaltung und Denkmalschutz Mannheim, Frau Dr. Monika Ryll, wurde von diesen vor Ort sowohl das Material als auch der Zeitpunkt bestätigt. Das Material Kunststein, eine veraltete Bezeichnung für künstlich aus Beton, Bindemitteln und Natursteinzuschlägen hergestellte Bauelemente mit Steincharakter, sei ab Anfang des 20, Jahrhunderts stark verbreitet gewesen. Die Kunststeinschale mit ihren floralen Reliefs sei eine erhaltungswürdige, schöne und sehr seltene Rarität.'' Sie wurde im Park des alten Heinrich Lanz- Krankenhauses höchstwahrscheinlich als Seerosenschale oder Blumen- und Pflanzschale verwendet. Eine finanzielle Unterstützung für die Bergung der Schale konnte nicht zugesagt werden, eine Zugänglichmachung für die Öffentlichkeit wurde jedoch positiv gesehen. 
Der nächste Schritt war, auch die Unterstützung durch die Vorstandsmitglieder der BIG­Lindenhof zu erhalten, denen Wolf Engelen erfolgreich die Bergung und die Präsentation der Öffentlichkeit im Park des alten Heinrich Lanz-Krankenhauses in Verbindung mit einem neuen Themenschild des Historischen Lehrpfades Lindenhof vorschlug. Da der ehemalige Standort der Seerosenschale auf einer Abbildung aus dem Jahre 1909 im Park des alten Heinrich Lanz-Krankenhauses auch verortet werden konnte, war nun noch die Aufgabe, einen Sponsor für die Bergung und einen neuen Standort zu finden. 
Nachdem wir feststellen konnten, dass die Firma Diringer & Scheidel bereits die erwähnte historische Mauer versetzt hatte, war ein Gespräch mit den zuständigen Damen und Herren des Unternehmens der nächste Schritt. Das Bergen und Versetzen der Kunststeinschale erwies sich sachlich und finanziell als eine große Aufgabe, da ein Gewicht von über 7 Tonnen in einem Park zu bewegen war, der möglichst nicht beschädigt werden sollte. Gespräche zwischen Mitarbeitern der Stadt, BIG-Mitgliedern und Diringer & Scheidel- Fachleuten ergaben dann einen Plan für das Bergen und Umsetzen der Seerosenschale. Zu unserer großen Freude erfolgte danach die Zustimmung des geschäftsführenden Gesellschafters von Diringer & Scheidel, Herrn Heinz Scheidel, für die Übernahme der nicht geringen Kosten der Aktion. Wir alle, die BIG-Lindenhof, die Lindenhöfer und alle Mannheimer Bürger, danken Herrn Scheidel dafür von ganzem Herzen. Denn erst dadurch ist es uns allen schließlich möglich, dass wir auch heute noch Julia und Heinrich Lanz, 114 Jahre nach Eröffnung des alten Heinrich Lanz-Krankenhauses und der Lanz-Kapelle Lindenhof, unsere Referenz und unser Dankeschön sagen dürfen, für das, was sie geschaffen und uns überlassen haben. 
So wird die wieder auferstandene Seerosenschale von Julia Lanz im Lanz Park, direkt hinter der Lanz Kapelle, weitere viele Jahrzehnte die Menschen als Blumen- und Pflanzen Schale begeistern, den Lanz Park verschönern, und auf diesem Themenschild des Historischen Lehrpfades Lindenhof allen interessierten Bürgern von ihrer Geschichte erzählen. 

Quellen und Bildnachweise: 
Buch „100 Jahre Lanz-Kapelle Lindenhof" von Wolf Engelen 
Atelier Raffler Fotographie, Meerfeldstraße 36, 68163 Mannheim 
Klaus-Dieter Kähler

Ein Video der spektakulären Versetzung finden Sie hier

Bildrechte: D&S, BIG Lindenhof / Thomas Raffler